Ziddelwandern - Wenn Ziddels Wandern

Die Herbstwanderung 2009
Udos Bericht

von Udo
Drei Ziddel am Rande des Wahnsinns... äh.. des Weges
Drei Ziddel am Rande des Wahnsinns... äh.. des Weges
(f)Udo

Anno 2009 oblag es meiner Wenigkeit, die Ziddelwanderung im Herbste des genannten Jahres vorzubereiten. Und so begann ich im Frühsommer akribisch damit, dem Buche Wander- & Naturführer Am Rande der Sächsischen Schweiz zwei schöne Strecken zu entreissen und diese zu einem gar außergewöhnlichen Wandererlebnis zusammenzufügen. Ich tüftelte und kombinierte, ich zeichnete und plante, ich gehpehess'te und googelte, ich lud hoch und runter, ich schrieb und schrob, ich druckte und faltete, ich lud und entlud, ich wetterte und entwolkte, ich mappte und earthte - und konnte nicht wissen, dass die Natur vor hatte, mir einen gar garstigen Strich durch die Rechnung zu machen, indem sie die Wege verschiebt, vertuschet und verschleiert sowie den Herbstwanderungsorganisator (kurz: HWO) mit Ihrer beeindruckenden Geräusch-, Farb- und Wetterkulisse kräftig verwirrt und vom Weg und dem GPS-Gerät ablenkt. Das es natürlich trotzdem wieder eine gelungene Wanderung war, nun, die Ursache als Kurzfassung wäre natürlich: Die drei Ziddels waren zusammen unterwegs, das kann nur gut gehen, aber das ist ja nicht nur wahr und kurz, sondern auch nicht besonders spannend zu lesen.
Darum soll nun dieser Bericht etwas ausführlicher darüber verkünden.

Meine Zugreise begann in Zitzschewig und war zu Beginn nicht so besonders aufregend, schliesslich war (siehe oben) bestens vorbereitet. Doch bereits ab Trachau wurde mir die Wartezeit durch diverse Bestechungs- und Erpressungsversuche verkürzt: Rico war zusteigend in den Zug zugestiegen und versuchte, sich den Pokal zu erschleichen. Kurz nach pünktlich beendete Jens aber diese Dieskussion, indem er sich in Dresden-Reick ebenfalls ins Zuginnere begab. Wenige Haltestellen später wurde sogar ein Vierplatz der S-Bahn frei und ich durfte und musste mit der Vorbereitungsrätsel-Auflösung beginnen. "Musste" natürlich deswegen, da am Ende dieser Auflösung ja ein grausiges Ereignis stehen sollte: Der Pokal nimmt Abschied von mir und muss mindestens ein halbes Jahr in der Fremde verbringen.

"Durfte" ist aber eigentlich besser, schliesslich hatten sich die Rateziddels meist arg Mühe gegeben, so dass nach 11 Rätsellösungen und wechselnder 'Führungsarbeit' noch immer offen war, wer wohl den Pokal gewinnen sollte - zumindest für die Rateziddels, ich wusste es natürlich schon. Apropos 'offen': offen waren auch die Zugtüren in Pirna, so dass wir dort die S-Bahn verliessen und uns zum Busbahnhof begaben. Dort labten wir uns erstmal an von Jens mitgebrachten lecker Gebäckteilchen -hmmmmmmmm-, nochmals Danke an Jens, auch wenn ich dafür keine Bonuspunkte vergeben konnte!
Nachdem der Busfahrer unsere Kleingruppenkarte akzeptierte hatte, konnte im Bus die Pokalauswertung abgeschlossen werden - ein knapper Sieg für Rico!

Nach der Pokalübergabe - Hab Ihn! vs. Will Ihn!
Nach der Pokalübergabe - Hab Ihn! vs. Will Ihn!
(f)Udo

Die Siegerehrung von Erst- und Zweitplatziertem erfolgte nach dem Busausstieg in Bad Gottleuba in sonnigstem Sonnenschein - wettertechisch hatten wir tatsächlich den (vermutlich) letzten warmen Sommertag zwischen zwei Regentagen erwischt. Der Vortagsregen soll später nochmal zur Sprache kommen, vorerst ging es erstmal auf dem geplanten Weg zur ersten Aussicht auf dem Helleberg, und die Mitziddels "beschwerten" sich noch nicht über die Wegführung, sondern über den nicht gewonnen Pokal oder über die unnötige beschwerende Jacke im Rucksack, der ja nun auch noch den Pokal enthielt. Kurz gesagt, es war ein schöner und unterhaltsamer Aufstieg.

Das wir nach unserer Rast die Raabsteine bereits auf einem nicht ganz so vorgesehenem Weg durchliefen, merkten die Ziddels (HWO eingeschlossen) gar nicht, außerdem war hier der etwas längere Weg ob der schönen Felsbildungen eher ein Gewinn. Und während ich dies so schreibe, fällt mir gerade auf, dass eigentlich alle unsere Fehl- und Umwege ein Gewinn waren! Kein Gewinn waren die Rennpläne für das Wild, des diese wurden (oder werden?) nämlich von sogenannten Waid'männern' auf dieser Ebene gehetzt, um die dann erschöpften Tiere rückhaltlos abzuballern. Die Wanderziddels waren auf den Rennplänen aber noch nicht erschöpft, sondern schauten sich nicht nur die schöne Landschaft, sondern auch eine steinerne Wegweisersäule an. Die Schutzhütte dagegen wurde bei dem Superwetter natürlich verschmäht!

Die Rennpläne mit Wegweiser, Steinwegweiser und Gegenknippsanlage...
Die Rennpläne mit Wegweiser, Steinwegweisersäule und Gegenknippsanlage...
(f)Udo

Der Weg zum Jagstein (urgs, schon wieder jagen, wimmerwürg!), unserem nächsten Wanderziel, wurde beinahe kartengetreu absolviert - beinahe. Das wir plötzlich vor einem abeschlossenen Tor einer Schonung standen, nun vor allem, was noch folgen mag, hier kann der HWO nix für, hier wird noch nicht lange geschont! Mein wenige Jahrzehte altes Kartenmaterial ist topaktuell und sagt 'Nix Schonung, Weg geht durch!'... wie auch immer, die Frage war also, links oder rechts vorbei, und ich entschied mich für den Ost-Pfad, die Mitziddels hinter mir spotteten zwar, aber folgten auch brav.
Als wir die andere Seite der Schonung erreichten und damit zurück auf unserem Weg waren, gab es noch bissel Gejammer, warum man bei der schönen Sonne durch den Busch Hirschen musste, aber das war mehr ein Gewohnheitsjammern, denn als wir kurz darauf den Waldrand erreichten und am sonnigen Waldrand liefen, jammerte es 'Warum latschen wir den übers Feld?'. Einigen kann man es eben nicht recht machen!
Außerdem bogen wir noch ein wenig zu früh wieder von der Straße ab und näherten uns dem Jagstein von der falschen Seite. Das hatte leider zur Folge, das wir die pultförmigen Nummernsteine aus Rätsel Nummero 8 nicht zu sehen bekamen und so nicht nur ein kleines Wanderziel verpassten, sondern auch Jensens Zweifel daran, dass wir uns keinen markscheiderischen Vermessungspunkt anschauen, sondern eben Nummernsteine, konnten nicht entgültig beseitigt werden. Als kleine Entschädigung konnten wir einen sonnigen Wiesenhügel (und ehemaligen Steinbruch und Müllhalde...) erklimmend eine tolle Aussicht geniessen. Den Jagstein selbst erreichten wir nacheiner ersten kleinen Klettereinlage, da wir zu faul waren, den normalen Auftstieg auf der anderen Seite zu suchen. Wie gesagt, alles fast kartengetreu...

Blick vom Jagdstein
Blick vom Jagdstein
(f)Udo

Nachdem wir wieder vom eigentlichen Stein herunter waren, gab es eine Rast mit super Aussicht auf den Dresdner Telespargel, also den Fernsehturm in Loschwitz. An dieser Stelle ging ich ein nicht unbeträchtliches Risiko ein: Unterwegs hatte Rico eine feurige Bannrede gehalten, dass er 'aussteigen' würde, wenn wir soweit wären, unterwegs die Dornkaat oder Kräuterling zu zücken. Nun hatte ich aber just vor, an jeden Ziddel eine homöpathische Dosen von Mist zu verteilen. Nun, ich ging das Wagnis ein, schliesslich handelte es sich nicht um irgendwelchen Mist, sondern um Irish Mist! Ich denke mal, dass diese Ausnahme genehm war, immerhin reichte die Menge in den kleinen 'Ampullen' gerade mal, um die Zunge mit dem Aroma zu versehen. Naja, dass die Menge ausreichen würde, dass der HWO nicht mehr richtig das GPS ablesen würde, konnte ja keiner ahnen! Außerdem habe ich zu Beginn ja schon erläutert, dass die Natur an den folgenden Wegeverirrungen dran schuld war!

Unser Weg sollte uns nämlich eigentlich zur Gersdorfer Ruine führen, wobei ich den Ziddels bereits angekündigt hatte, dass dazu der Gang in eine Sackgasse nötig war. Nun. also wir also nach einem schön schlammigen Weg an eine Kreuzung kamen, welche sogar ausgeschildert war (nämlich nach rechts zu den Felsbrücken) stellte ich beim Blick aufs GPS fest, dass hier was nicht stimmen kann. Also lieber Links abbiegen? Hmm gerade kann ja nicht sein. Aber die grüne Linie im GPS sagt eigentlich...hmm.. die sagt eigentlich zurück..öhm...hoppla. Die Mitteilung, dass wir den schlammigen Weg nicht nur zurück, sondern danach auch noch ein drittes Mal gehen müssten, bereitete meinen Mitläufern viel Freude: Zeter und Mordio schrien nämlich die Ziddel! "Jetzt müss mor dän Schei**zensiert***schlammweg nochma lang?"
Immerhin lenkten mich das darauf folgenden Gebrummel von hinten ordentlich ab, so dass wir gleich nochmal falsch abbogen, ich aber die Ziddel trotzdem durchs Gebüsch zielsicher in die Irre... äh.. zur Ruine führte. Die Gersdorfer Ruine belohnte uns zwar nicht mit einem schönen Ausblick (der ist zugewachsen), dafür aber mit einem romantischen Rastplätzchen. Und Jensens Erdnussplätzchen waren ebenfalls sehr lecker!

Steinerner Pilz
Steinerner Pilz
(f)Udo

Statt auf dem geplanten Weg gingen wir natürlich wieder durchs Gebüsch zurück zum Matscheg und zurr Abzweigung zu den Felsbrücken, um dann dem geplanten Weg nur wenige Meter zu folgen und erneut stehen zu bleiben. Diesmal aber nicht, um über die Streckenführung zu jammern, sondern um das nächste Wanderhochlicht zu begutachten: Der steinerne Pilz.
Nachdem dieser ausführlich beknippst war, war eigentlich geplant, oberhalb (nördlich) der Felsbrücken entlangzulaufen, aber irgendwie war der Weg nicht da wo er sein sollte, die Ziddels haben mich abgelenkt und außerdem blendete gerade kurz die Sonne und... äh.... also, wir sind halt unterhalb lang gegangen, das war auch schön! Und weil das so schön war, haben wir das bei den Zehistaer Wänden gleich nochmal so gemacht, wobei hier auch irgendwelche Waldarbeiten den Weg zerstört hatten und außerdem... naja, es war auf jeden Fall nicht meine Schuld, so, bäh! Da aber der Geocache nur von oben erreichbar ist, ging es dann doch nochmal durch Wald und Fels, aber dies kleine Kletterei machte das ganze natürlich umso abenteurlich und war natürlich so geplant! *hüstel*
Beim oberen Weg kurz vorm Geocache angekommen, konnten wir feststellen, das der obere Weg eigentlich mit einem grünen Punkt markiert war. Nachdem der Cache also gehoben war, folgten wir dem eindeutigen Weg problemlos, schliesslich war er ja markiert und ging ohne Abzweigung weiter! Warum wir plötzlich wieder zu weit südlich waren? Was fragt Ihr mich das, ich hab die Wanderung doch nur organisiert! Na, egal, wir haben den grünen Punkt-Weg dann trotzdem schnell wiedergefunden!

Cachefinder Rico nach dem Cachefinden
Cachefinder Rico nach dem Cachefinden
(f)Udo

Unser Weg führte uns dann weiter nach Zwiesel, und obwohl sich der grüne Punkt von der planmäßigen Route irgendwann verabschiedete, liefen wir wir geplan bis in den Ort und nahmen eigentlich nur eine kurze Abkürzung, so dass wir nicht direkt durch Zwiesel liefen, sondern eher am Rande entlang. Äh..ja, wo waren wir? Achja: nach einer kurzen Rast am Rande Zwiesels stechten wir noch kurz ab zum Zwieseler Tiefen-Erbstollen, um danach ab dem ehemaligen Haltepunkt Berggießhübel-Zwiesel der ehemaligen Bahnstrecke Pirna - Bad-Gottleuba auf einem ehemaligen Bahndamm entlangzuehemaligen... äh wandern. In Berggieshübel war dann Eiszeit zwischen den Ziddels, aber nach zwei Schwedenbechern und einem Ananaseisbecher ging es auf den letzten Abschnitt nach Bad Gottleuba, und auf dem haben wir uns nicht mal mehr verlaufen. Ok, wir wären einmal fast falsch abgebogen und haben das nur wenige Meter vom Weg gelegene Rittergut Giesenstein verpasst... aber verlaufen? Nö...

Poetenbank
Dies ist zwar nicht die Bank in Bad Gottleuba, auf welcher wir unsere ersten Fazite gezogen haben, aber es ist trotzdem eine schöne Bank auf dem Weg zwischen Berggießhübel und Bad Gottleuba!
(f)Udo

Die ersten Fazits auf der Marktbank des Bad Gottleubaer Marktes fielen dann auch trotz Allem (oder besser gesagt: gerade wegen Allem) durchweg positiv aus und ich sags mal so: Schmach und Hähme über die Verirrungen sorgten für einen weiteren vergnüglichen Wanderhöhepunkt, zumindest ich habe mich ob der Spottreden köstlich amüsiert! Und eigentlich hatte ich das natürlich eh alles exakt so geplant...
Wie das die anderen beiden Ziddels sehen, weitere Details, andere Blickwinkel der Wanderung und alles, was ich sonst noch so vergessen habe, findet sich (demnächst) in den Berichten und Galerien von Jens und Rico.

Mir bleibt zum Schluss nur noch einmal, für die tolle Wanderung zu danken und mich auf die schöne FW 2010 zu freuen, welche von Jens organisiert wird und bei welcher ich hoffentlich den silbrigen Wanderpokal von Rücko ricerobern werde! Achja, und im Dezember wird ja noch gestallhoft...