Ziddelwandern - Wenn Ziddels Wandern

ZDL-Herbstwanderung 2009
Auf dem Matschieweg

von Rico
Einmal mehr war er heran, der Herbst – Zeit für die Ziddelwanderung! Dieses Mal ist es in doppelter Hinsicht etwas Besonderes. Denn zum Einen wandern wir dieses Mal „schon wieder“ in Wander-Neuland, nämlich dem wanderseitig relativ unerschlossenen Elbtalschiefergebirge zwischen Osterzgebirge und Sächsischer Schweiz. Zum Anderen befinden wir uns im Jahr 2009 und das sind dann 10 Jahre, seit es in lustiger Ziddelrunde das erste Mal auf Schusters Rappen ging. Zumindest, soweit das inoffizielle Quellen bestätigen. Auch die übliche Legendenbildung und Sagensammlung bestätigen das aktuell. Aber wer weiss, vielleicht wird in 199 Jahren die Wissenschaft herausfinden: JA, es gab eine Ziddelwanderung vorher! Und sie führte einmal zu Bäcker Gellermann und einmal zum Stift ins PLUS Radebeul-Weintraube.

Umstieg in Pirna
Umstieg in Pirna: Noch ist der Pokal nicht vergeben, doch Jens schwant bereits Böses (v.l.: Udo "Siehste und so hab ich den Pokal heute morgen angehoben und eingepackt", Jens "Ach komm, den willste mir sowieso ni geben..")
(f)Rico


Aber genug der Vorrede. Am 07. Oktober 2009 starteten wir zeitig (kurz nach 7) mit der S-Bahn. Mit der für uns günstigen VVO-Kleingruppenkarte war Udo als erster in Zitzschewig noch rechtzeitig vor dem Fahrplanwechsel (Schrägstrich Fahrpreiserhöhung Ende November) eingestiegen, Rico folgte im schönsten Halt der S-Bahn-Trasse Trachau und Jens vervollständigte uns in Reick. Alsbald begann der erste spannende Teil der Wanderung, nämlich die Rätselauflösung durch den HWO Udo. Wie immer folgten vorzeitige Triumphe, Haareraufen und resigniertes Kopfschütteln bei allen Beteiligten. Die Spannung erhöhte sich, als wir aufgrund unseres Umstiegs in Pirna in den Regionalbus 219 kurzzeitig unterbrochen wurden. Am Ende stand ein glücklicher Sieg für Rico zu Buche. Es folgte unsere Ankunft in unserem Startort Bad Gottleuba und die dortige Preisübergabe an den ersten und den zweiten Sieger.

Daran kann man sich gewöhnen
Daran kann man sich gewöhnen
(f)Rico


Tapferes Lächeln
Tapferes Lächeln beim knappen Verlierer, doch was geht wirklich in seinem Kopf vor?
(f)Rico


Im Übrigen muss an dieser Stelle ein Dank an den Wettergott und an die umsichtige Terminplanung vorgenommen werden. Wir wanderten nämlich bei herrlichster Herbstsonne und Temperaturen von um die 20°C. Alle Tage davor und, wie sich später herausstellen sollte, alle Tage danach, waren von Kälte und Niederschlägen gezeichnet. Wir hatten das perfekte Fenster, den einzigen schönen Tag erwischt.

Villa bei Bad Gottleuba
Villa bei Bad Gottleuba
(f)Rico


Jens + Udo suchen den Herbst
Jens + Udo suchen den Herbst - dabei ist er doch offensichtlich
(f)Rico


Dann konnte es endlich losgehen: Nach einem ersten Aufstieg aus dem Gottleubatal heraus ging es für uns gleich zum ersten Rastpunkt – dem Helleberg. Auch um Jens herum wurde es langsam helle und er realisierte die schmerzliche knappe Niederlage im Rennen um den Pokal. Wenigstens fand er Trost in einem grossartigen Rastplatz mit Panoramablick und in der Jagd auf eine harmlose Raupe, die aber mir unverständlicherweise allseits als gefährliches, schnittenraubendes Monster begriffen wurde.

Im weiteren Verlauf passierten wir herrliche Spätsommer-Herbst-Motive in der Natur und genossen im wesentlichen den Tag. Um das dem Leser besser zu vermitteln, möchte ich an dieser Stelle einfach kurz schweigen und stattdessen Erinnerungen sprechen lassen:

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Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Danach erreichten wir die Rennpläne, einen historischen Forstort, an dem schon vor 200 Jahren die Franzosen mit den Preussen stritten und der auch in den Wanderrätseln eine gewisse Rolle spielte.
Nach der interessanten Sichtung einer wilden Mufflonherde gelangte Udo zum ersten Mal an einen kritischen Punkt: Seine zertifizierte, satellitengestützte und dreifach abgesicherte Wanderroute wurde durch einen schlichten Maschendrahtzaun unterbrochen. Bei dem Hindernis zwischen uns und unserem nächsten Wanderziel handelte es sich um eine Baumschule. Nun war guter Rat teuer. Unter dem Gelächter bzw. Geläster der Mitwanderer fand der HWO jedoch alsbald einen workaround, indem er sich und uns durch Gestrüpp und zwischen Wurzeln um die Baumschule herumworkte.

Baumschule
Udo an der Baumschule
(f)Rico


Als das überwunden war, wurde das Gelände weitläufig. Von einem Waldrand aus hatten wir einen fantastischen Blick auf die sanften Hügel des Osterzgebirges und bis nach Pirna. Sogar der Dresdner Telespargel winkte uns von fern. Noch besser wurde es dann auf dem Jagdstein, den wir zunächst erklommen und uns nach einer kleinen Runde „Miami Vice“..

So, Freundchen
So, Freundchen, jetzt haben wir Dich im Verlies, dein letztes Stündlein hat geschlagen, hähähä...her mit dem Pokal!
(f)Rico


..dort niederliessen, um zu frühstücken.

hier herbstelts schon mächtig - am Jagdstein
hier herbstelts schon mächtig - am Jagdstein
(f)Rico


nach getaner Sprungarbeit verdiente Pause am Jagdstein mit fantastischem Ausblick
nach getaner Sprungarbeit verdiente Pause am Jagdstein mit fantastischem Ausblick
(f)Rico


Im Zuge dessen wurde ein weiteres, wenn nicht das letzte Tabu der ZDL-Wanderjahre gebrochen: Flachmann für alle! Gottseidank hatte Udo aber keinen Bommerlunder oder Küstennebel dabei (es hätte Weigerungen gegeben), sondern den unwiderstehlichen Irish Mist – nicht zuletzt ein Naturprodukt.

gebrochenes Tabu...., Mist! Jetzt fangen wir auch schon damit an....
gebrochenes Tabu...., Mist! Jetzt fangen wir auch schon damit an....
(f)Jens


Sodann kam es zu einem zentralen Thema der HW 09. Es geht um die Technikabhängigkeit, namentlich GPS-gestützte Orientierungsversuche und daraus resultierende zeitweilige Irrwege. So folgten Jens und ich dem HWO auf Schritt und Tritt, man kann schon sagen, in blindem Vertrauen (wir hätten uns halt nicht wieder zurückgefunden). Allerdings wurden wir misstrauisch, als wir auf dem Weg zur Ruine Gersdorf (!) zum dritten Male denselben, vermatschten, zertretenen, völlig schlammigen Waldweg entlanghüpfen sollten, denn „gleich dahinten muss es ja sein“. Das endete selbstredend in einem gewissen Misstrauen bezüglich der Routenführung, zumal auch der HWO scheinbar in Nicht-Kommunikation mit seinem Orientierungsgerät stand. Nach gefühlten 20 Abkürzungen über Stock und Stein erreichten wir jedoch tatsächlich die Ruine Gersdorf (!):

Making of Blair Witch
Köstlich: the Making of "Blair Witch Project" - "also eigentlich müsste jetzt dort bei den Brennesseln der Weg weitergehen!"
(f)Rico


Die Gersdorfer Ruine!
nach grottigem Hinmarsch (der Matschie-Weg) endlich erreicht: die RUINE GERSDORF !
(f)Rico


Dort war es dann Zeit für eine kleine Pause und die Umnutzung von Jens’ sinnlosen Bestechungsversuchs Udos mittels Hallorenkugeln in eine ernährungsstützende Massnahme für alle.

Auf dem Weg zu den Felsenbrücken kamen wir dann mehreren, noch dazu völlig kostenfreien Nahrungsmitteln vorbei, aber niemand woltle wirklich ran.

Große Königslibelle am Wegesrand
Große Königslibelle am Wegesrand
(f)Rico


Steinerner Pilz
Steinerner Pilz
(f)Rico


Die Felsenbrücken, eine Art Sandsteininsel, untersuchten wir auf die ehemaligen Balkenlager, mussten aber diesbezüglich weitgehend spekulieren. Das Gleiche trifft auch auf den vermuteten Standort des Geocaches zu, den wir uns an den Felsenbrücken angeln wollten. Mit einer Angel wäre es wahrscheinlich auch nicht leichter gewesen, in den völlig ungeordnet herumliegenden Felsbrocken zu navigieren. So versuchten wir es von der oberen Seite aus und ich hatte..wir hatten auch prompt Glück, als uns der liebe kleine Geocache quasi vor die Finger fiel. Naja, ganz so war es nicht, aber alles in allem war er schon ganz gut versteckt.

Geocachefinder
Tja, herzlichen Glückwunsch zum Fund!
(f)Udo


Nun ging es wieder hinab Richtung Zwiesel. Dort machten wir eine weitere Pause zum Abbau der Vorräte inklusive Irish Mist. Alsbald wartete ein weiteres Wanderhochlicht auf uns: der Zwieseler Tiefen-Erbstollen, der vor etwa 150 Jahren zur Entwässerung der Abbau-Stollen genutzt wurde. Die ganze Gegend ist ja steinreich und an jeder Ecke findet man Zeugnisse von Eisenerz-, Granit- oder Silberabbau.

und Jens zeigt, wohin er mich gerne tauchen würde
und Jens zeigt, wohin er mich gerne tauchen würde (natürlich nachdem er mir vorher den Wanderpokal abgeknöpft hat)
(f)Rico


Wir wandelten dann auf dem ehemaligen Bahndamm der Eisenbahnstrecke zwischen Pirna und Bad Gottleuba. Auch schon längst wieder eingestellt. Leider. Aber dafür hatten wir einen herrlichen Wanderweg, der uns bis nach Berggießhübel führte. Und dort fanden wir dann das grossartig sonnig gelegene Café Müller und pflanzten uns natürlich sofort auf ein paar Eisbecher hinein. Ein Höhepunkt jeder Wanderung. Zum letzten Abschnitt nach Bad Gottleuba mussten einige Teilnehmer trotz fantastischsten Wetters und herrlichsten Herbstwäldern fast schon überredet werden. Denn wir hatten die motivationsseitig ungünstige Konstellation, dass unsere Heimbringerbusstrecke auf den letzten 5,6 km permanent am Wegesrand lag..leider in der Gegenrichtung..

Beim Ankommen in Bad Gottleuba wunderten wir uns über die mittwochnachmittägliche Leere in der einzigen Fussgängerzone des Kurortes – aber es war scheinbar keine Hauptsaison mehr. Nach einer Pause auf dem Marktplatz begaben wir uns dann zur Bushaltestelle. Udo und ich verloren leider die eigentlich todsichere Wette, nach wievielen Haltestellen der total übernächtigte Jens wohl einschlafen würde. Sogar der Busfahrer unterstützte uns mit dem Ausschalten der Innenbeleuchtung, aber es half nichts.

Auch wenn die Streckenführung in einzelnen Momenten für uns einfache Wanderer etwas wunderlich wirkte, so werden mir die Forstwege von Gersdorf und die Garagenpromenade von Berggießhübel in grossartiger Erinnerung bleiben.

traumhaft flankieren uns die Hütten der Einheimischen
traumhaft flankieren uns die Hütten der Einheimischen - immer wieder das Schönste am Wandern, wenn man Einblicke in fremde Kulturen und Bräuche bekommt!
(f)Rico


An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an den HWO Udo, der nicht nur ein neues Wandergebiet erschlossen, sondern auch eine sehr schöne Strecke zusammengestellt und vorbereitet hat! Es war wie immer ein Fest und mit einem grossen Schluck Grünfeegeist werden wir über den Winter kommen, bis Jens im Frühling hoffentlich zur FW 10 bitten wird. Frisch auf!

Herbstlicher Herbstwald zwischen Berggießhübel und Bad Gottleuba
Herbstlicher Herbstwald zwischen Berggießhübel und Bad Gottleuba
(f)Rico