Ziddelwandern - Wenn Ziddels Wandern

Die Frühjahrswanderung 2011
Udos Bericht - Auf Wolpers Spuren

von Udo

Meine Opfer mit dem Pokal, den ich zurückerobern wollte
Meine Opfer mit dem Pokal, den ich zurückerobern wollte
(f)Udo


Wer die Bücher zu Herbert Feuersteins Reisen kennt, kennt auch die höchst unterhaltsamen Mordversuche, deren Herr Feuerstein dem Produzenten und Regisseur seiner Reisefilme, Godehard Wolpers, verdächtigt. Wer die Reisebücher noch nicht kennt, dem sei dieser Fakt hiermit mitgeteilt und dem seien die Reisebücher Feuersteins wärmstens ans Herz gelegt. Es handelt sich übrigens um den gleichen "Wooooooolpers!" aus Schmidteinander, der immer gewalttätigen Besuch von Schmidt und Feuerstein bekommt, wenn mal was schief ging.
Da ich auf der diesjährigen Ziddelwanderung als Organisator leider den Pokal abgeben musste und ja die selbst gestellten Rätsel nicht mitlösen durfte (und ich hätte die volle Punktzahl abgeräumt!), kam ich durch diese Bücher inspiriert auf die Idee, mich der Mitziddel zu entledigen, um endgültig Pokalbesitzer zu werden. Davon soll nun dieser Bericht künden:

Meinen erster Versuch führte ich bereits im Zug nach Bad Schandau durch: Die Mitziddel verließen sich darauf, dass ich für Sie eine Fahrkarte (eine Kleingruppenkarte für uns drei) besorgte. Ich kaufte natürlich nur eine Karte für mich, um dafür zu sorgen, dass die Mitziddel als Schwarzfahrer noch vor Bad Schandau in Handschellen aus dem Zug abgeführt werden und ich den Pokal gar nicht erst abgeben musste. Leider stellte sich bei der ersten Fahrkartenkontrolle heraus, dass ich doch aus Versehen eine Kleingruppenkarte gekauft hatte. Mist!

Der nächste Versuch beim Beenden der Pokalauswertung die beiden durch möglichst viel Spannung und Verwirrung in den Wahnsinn zu treiben, damit sie den Pokal völlig vergessen, schlug ebenfalls fehl. Zwar sorgte ich durch 'Hach, hier hab ich die Punkte vertauscht', 'Hmm, wer hatte jetzt nochmal was wo hin geschrieben' und 'In welcher Reihenfolge musste ich jetzt gleich nochmal die Punkte vergeben' für ordentlich Chaos, der gewünschte Effekt trat leider nicht ein, und so musste ich den Pokal an den Gewinner Rico übergeben.

Schlafkuchen
Schlafkuchen
(f)Rico


Als selbst bestimmter Frühsstücksbeauftragter hatte ich dann gleich eine neue Chance: selbst Gebackenes, ordentlich mit Schlafpulver versetzt. Wenn die beiden dann in Hinterhermsdorf vom Busfahrer geweckt würden, wäre das bestimmt ein schönes 'Hallo' geworden: Wo ist Udo? Wooo ist der Pokal??? Leider vergaß ich nicht nur, die entsprechende Markierung für die schlafpulverfreien Gebäckstücke anzubringen, nein: scheinbar habe auch vergessen, das Schlafpulver selbst in Kuchen und Muffins einzubringen - oder wir waren alle viel zu aufgeregt. Auf jeden Fall schlief keiner der Ziddels ein, auch bei späteren Mahlzeiten unterwegs nicht.

Drei Ziddels und zwei Pallmens Steine...
Drei Ziddels und zwei Pallmens Steine...
(f)Udo


Mein spontaner Plan, den Busfahrer zu bitten, die Ziddels in Hinterhermsdorf anzufahren und mich dann anzubieten, die Rucksäcke samt Pokal zu übernehmen, während die beiden ins Krankenhaus führen, hatte den Haken, dass er mir erst einfiel, als wir gerade Pallmens Stein erreichten und damit Hinterhermsdorf längst verlassen hatten. Aber kein Problem, hatte ich doch schon auf den nächsten Metern drei neue Stationen eingerichtet:
An der Unwetterfichte sollten die Ziddels von einem Gewitter dahin gerafft werden. Leider hatte die Fichte ihr 'Un' vergessen und hatte als Wetter-Fichte statt des Unwetters nur irgendein Wetter (nämlich schönstes Sonnenwetter) parat.
Kurz darauf sollte eine Ringdrossel an der Luisenquelle die beiden niederringen, damit ich mir dann den Pokal nehmen könnte. Leider wurde statt der Ring- eine Singdrossel geliefert - und schon wieder ein fehlgeschlagener Versuch.
Als nächstes sollte eine Bank mit der schönen Bezeichnung 'Waldfrieden' die beiden Mitziddel täuschen, doch leider hatte sich die Armee wohl leider im Wald verlaufen und es blieb tatsächlich, wie auf der Bank beschrieben, alles friedlich.

Dort sollte Rico drauf fallen
Dort sollte Rico drauf fallen
(f)Udo


Als erste Rundumaussicht sollte der Weifbergturm gleich zwei Gelegenheiten sorgen, aber auch hier hatte ich wohl Pech. Die obligatorische Variante, Rico vom Turm zu schmeißen, damit er den unten sitzenden Jens erschlüge, scheiterte an Ricos Gewicht (ich bekam ihn einfach nicht über das Geländer gewuchtet) und daran, dass dann der schöne Pokal auch mit runter gefallen wäre.
Auch die Behauptung, dass es irgendwo auf dem Turm einen Geocache gäbe und dann die beiden auf ewig diesen nicht vorhandenen Cache suchen zu lassen und derweil mit dem Pokal zu verduften, scheiterte: Irgendjemand hat doch tatsächlich wirklich einen Geocache dort versteckt! Und Rico hat ihn gefunden!
Nunja, am Tanzplan wartete ja noch ein Turm, vielleicht hatte sich Rico bis dahin ja ein wenig Gewicht abgelaufen - ich sollte am besten vorher ein paar Geländestrecken einbauen!

Der Schuss vom Wachberg
Der Schuss vom Wachberg
(f)Unbekannter Herr mit Ricos Fotoapparat


Mein nächster Plan war besonders ausgetüftelt und gut getarnt:
Erstmal mussten die beiden Mitziddel nämlich selbst zu einer Wegänderung anregen, da der Plan auf dem Wachberg durchgeführt werden sollte, den wir aber nach ursprünglicher Planung gar nicht anwandern wollten. Also sorgte ich für tolles Sonnenwetter und erwähnte so nebenbei, dass man bei dem schönen Wetter ja nicht unbedingt durch den Wald gehen müsste und dass es da am Waldrand einen schönen Weg zum Wachberg gäbe, von dem man dann zurück auf die richtige Route gelangen könnte. Natürlich schlugen die Ziddels kurz darauf eben jene Wegänderung vor und kurz darauf waren wir auch schon am Wachberg.
Dorthin hatte ich einen älteren Herren bestellt, der die beiden mit seinem Gewehr erschießen sollte. Leider bat Rico ausgerechnet eben jenen Herren, doch bitte ein Foto von uns zu schießen, was dieser auch gerne tat. Er hielt damit das Schießen für abgeschlossen, was ihm natürlich meinerseits später eine Mängelrüge einbrachte und ich ihm 10% vom Honorar abziehen musste.

Killerpferde in Tschechien
Killerpferde in Tschechien
(f)Udo


Wir überschritten danach die Grenze nach Tschechien, wo ich Herde tödlicher Killerpferde aufgestellt hatte. Aber das sonnige Wetter und das große Angebot an diversen Gräsern hatte die Pferde wohl zu sehr gesättigt und ihnen den Killerinstinkt genommen. Auf jeden Fall ließen sie die Ziddel Ziddel sein und schütteln nur sanft ihre Mähnen.
Aber vor dem Tanzplan hatte ich ja einen weiteren schönen Plan: Ich wollte die beiden vom Weg weg locken, damit sie ziellos im Wald herum irren und irgendwann entkräftet zusammen brächen. Zwar hatte Rico in seinem neuen Supersmartphone Mobilfunkortung drinne, aber das Roaming hätte ihn ordentlich Kohle gekostet (10 Kiloeuro pro Byte oder so), dass er es hier in Tschechien nimals benutzt hätte. Und wenn das nicht ganz klappte, würde ja wenigstens Rico nach dem Offroad-Trip genug Gewicht verloren haben, um den Tanzplanplan durchzuführen. Also liefen wir an geeigneter Stelle links statt rechts und bogen auf einen Parallel-Weg ein. Nach einer Weile teilte ich den beiden mit, dass wir eigentlich so 200 m weiter da drüben sein müssten, ich guck mal ob ich den Weg finde - und verschwand flugs in den Wald.
Während ich mich für die Nacht eingrub, fiel mir sogar noch eine Idee ein: Ich könnte auch als Rumpelstielzchen verkleidet die Mitziddel aufsuchen und als Gegenleistung für das Zeigen des richtigen Weges den Pokal fordern. Und da fiel mir plötzlich ein: Verdammt, wie zu jeder Wanderung hatte jeder von Lebensmittel für drei dabei: die halten ja ewig durch, das bleibt nicht bei einer Nacht!
Geschlagen verließ ich mein Versteck, lief zu den beiden zurück und führte sie auf den richtigen Weg zurück. So gelangten wir schließlich zum Tanzplan.

Nach drei Fehlersuchen am Tanzplan
Nach drei Fehlersuchen am Tanzplan
(f)Rico


Am Tanzplan hatte ich gleich drei Fehlschläge zu erleiden:
Das mit dem vom Turm schmeißen scheiterte am Lebensmittelüberfluß: Scheinbar hatte Rico sogar noch zugenommen, statt unterwegs ein paar Pfunde zu verlieren!
Das Schlafgas des in Turmnähe versteckten Geocaches entpuppte sich als das Gegenteil, auf jeden Fall wurde Jens nach dem Fund sehr aufgeregt.
Extrem verwirrend war allerdings dieser Fehlschlag: die Bierpreise auf dem Tanzplan waren eigentlich so kundenfreundlich und das Wetter so durstanregend, dass sich die Mitziddel recht zügig ins Koma hätten trinken müssen. Warum es die beiden trotzdem bei einem Bier pro Ziddel beließen, ist wohl ein Rätsel, was niemals gelöst wird.

Kein Schlafgas
Was war nur in dem Geocache? Auf jeden Fall nicht das geplante Schlafgas!
(f)Udo


So musste ich also einen weiteren Versuch wagen: Noch in Tschechien führte ich meine Mitwanderer ein weiteres Mal auf einen falschen Weg. Ein weiteres Mal sagte ich, wir müssten ein Stück weiter drüben sein, los wir gehen direkt durch den Wald! Und ein weiteres mal vielen die beiden darauf rein! Was die beiden nicht wussten: Jetzt ging es über die Grüne Grenze! Eigentlich sollte hier Grenzpolizei die beiden Ziddels mitnehmen. Schließlich haben die Ziddels meinen Pokal geklaut und ich bin ihnen hinterher. Dass ich mit dem GPS-Gerät natürlich sonst niemals vom Weg abgekommen wäre, hätte diese Geschichte natürlich absolut glaubhaft erscheinen lassen. Leider tauchte die Grenzpolizei nicht auf und ich hatte meinen Pokal immer noch nicht zurück!

Der zu kleine Taufstein
Der zu kleine Taufstein
(f)Udo


Dementsprechend leicht demotiviert führte ich die Ziddels noch zwei weitere Male in die Irre: einmal nur so zur Strafe, das andere Mal, um sie im sumpfigen Gebiet versinken zu lassen, um dann zu warten, bis der luftgefüllte Pokal wieder an die Oberfläche treibt. Das habe ich aber wohl zu halbherzig getan, jedenfalls machten sich die Mitziddel nur lustig und verließen nicht meine Spur.
Die beiden im Taufwasser am Taufstein zu ertränken scheiterte an der Größe des Taufsteins, da passte kein Ziddelkopf rein.
Am Hirschstein hatte der bestellt Jäger Max Lindner lieber bereits vor hundert Jahren einen Hirsch geschossen - den ersten seit hundert Jahren - statt wie vereinbart meine Mitwanderer um den Pokal zu erleichtern.
Den Umweg zum ausgehungerten Wolfsrudel (ich hatte ihnen einen 'Wolfsstein' beschrieben) wollten beide nicht mitmachen (näää, wir wolln heeem), und statt einen Kasten Jägermeister an die Hubertuskappelle zu stellen (Komasaufen!), hatte die dafür verantwortliche Agentur lediglich eine große Jägermeisterwerbung angebracht.

Angelplatz
Hier sollte eigentlich der Auftragskiller angeln
(f)Udo


Der als Angler getarnte Auftragskiller an einem Sebnitzer Teich in idyllischer Lage hatte offenbar gerade eine Pinkelpause eingelegt, auf jeden Fall war nur sein Klappstuhl da - vermutlich hat er zuviele Bierchen gezischt oder der Schweinekamm auf dem Grill war zu dunkel geworden und er hat sich daran den Magen verdorben.
Der von mir bestellte gefrässige Tiger stellte sich als handzahmes (zugegebenermaßen sehr schön anzusehendes) Kätzchen heraus, und auch der Typ vom Sebnitzer Urzeit-Park mit der Riesenkeule hat komplett versagt, der hat sich einfach nicht von der Stelle versagt.

Mann mit Keule
Tiger & der Typ mit der Keule
(f)Jens


Tja, und so kamen wir schließlich unversehrt und bester Dinge am Sebnitzer Bahnhof an und ich musste mich langsam daran gewöhnen, den Pokal für ein halbes Jahr nicht mein Eigen nennen zu dürfen. Und während ich in den Tunnels der Heimfahrtstrecke von Sebnitz nach Bad Schandau noch den ein oder anderen Versuch unternahm, den Pokal zurück zu bekommen, freute ich mich ansonsten über die schöne Ziddel-Wanderung in bester Gesellschaft und schöner Landschaft.

Der Heim-Zug
Verkehrsmittel für die Heimfahrt
(f)Rico


Mein Dank geht an:
- Jens und Rico für ihr engangiertes Rätselraten und ein weiteres tolles Ziddelerlebnis
- an die Wettermacher für das tolle Frühlingswetter
- an den Erfinder des schwarzen Humors, den ich in obigem Bericht nachzuahmen versucht habe
- und allen anderen, die an dieser Stelle Dank verdient hätten, und die ich aber ob meiner geistigen Unfähigkeit vergessen habe.

Mein Undank geht an das ganze unfähige Personal, was bei meinen schönen Pokalrückholversuchen versagt hat.